
Android Automotive OS vs Android Auto vs Apple CarPlay
Das Auto hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert: vom reinen Hardwareprodukt zur digitalen Plattform auf Rädern. Große Tech-Konzerne wie Google, Apple und NVIDIA drängen verstärkt in den Automobilmarkt, denn das Auto ist längst nicht mehr nur Fortbewegungsmittel, sondern wird zum zentralen digitalen Erlebnisraum.
Trotzdem kann man heute noch schwer von einem durchgängigen digitalen Erlebnis sprechen. Die Realität sieht oft so aus, dass die meisten Fahrer noch immer ins Auto steigen, ihr Smartphone per USB verbinden, um Apps wie Spotify oder Google Maps auf dem Fahrzeugdisplay zu nutzen.
Doch das ändert sich. Immer mehr Automobilhersteller (OEMs) gehen über das klassische „Smartphone-Mirroring" hinaus und setzen auf native Integration. Das sind Systeme, bei denen das Infotainment direkt im Fahrzeug läuft, tief mit den Fahrzeugsystemen verbunden ist und Daten wie Klimaanlage, Batterie und Navigation intelligent verknüpft.
Aber was genau ist Android Automotive OS, und wie unterscheidet es sich von Android Auto, Apple CarPlay und Apple CarPlay Ultra?
1. Android Auto – Smartphone-Mirroring fürs Auto
Android Auto ist Googles ursprüngliches Smartphone-Mirroring-System. Es wurde entwickelt, um ausgewählte Apps vom Mobiltelefon auf das Display des Fahrzeugs zu bringen (z.B. Navigation, Musik, Telefonie oder Messaging).
Das Smartphone wird per USB oder Bluetooth mit dem Fahrzeug verbunden. Das Display im Auto zeigt dann eine speziell angepasste Benutzeroberfläche, die per Touch, Lenkradtasten oder Sprachsteuerung bedient werden kann.
Vorteile:
- Einfacher Einstieg: Viele Autos unterstützen Android Auto ab Werk.
- Vertraute Apps: Google Maps, Spotify, WhatsApp und andere funktionieren sofort.
- Immer aktuell: Updates kommen über das Smartphone.
Nachteile:
- Abhängigkeit vom Smartphone: Kein System ohne Mobiltelefon.
- Begrenzte Integration: Keine Steuerung von Fahrzeugfunktionen.
- Einheitliches Design: Jedes Auto sieht am Display gleich aus – keine Markenidentität.
Die Anzahl der unterstützten Apps wächst stetig. Entwickler können neue Apps für Medien, Navigation oder Kommunikation über die Android for Cars App Library bereitstellen. Dennoch bleibt Android Auto eine Erweiterung des Mobiltelefons und ist kein eigenständiges Betriebssystem.
2. Die Systeme im Vergleich
| System | Entwickler | Läuft auf | Integration | Verbindung | App-Ökosystem |
|---|---|---|---|---|---|
| Android Auto | Smartphone | Projektion auf Fahrzeugdisplay | USB / Bluetooth | Android Auto Apps | |
| Android Automotive OS (AAOS) | Im Fahrzeug integriert | Tiefe Fahrzeugintegration | Integriert | Native Fahrzeug-Apps | |
| Apple CarPlay | Apple | iPhone | Projektion auf Fahrzeugdisplay | USB / Bluetooth | CarPlay-kompatible iOS-Apps |
| Apple CarPlay Ultra | Apple | Im Fahrzeug integriert | Vollständig integriertes System | Integriert | iOS-Apps + native Integration |
3. Android Automotive OS (AAOS) – Das vollständige Betriebssystem im Fahrzeug
Android Automotive OS (AAOS) ist kein Mirroring-System, sondern ein vollwertiges Betriebssystem, das direkt auf der Hardware des Fahrzeugs läuft. Dadurch wird das Auto zu einem eigenständigen Android-Gerät.
AAOS ist tief in die Fahrzeugarchitektur eingebettet. Es kann fahrzeugspezifische Funktionen wie Klimaanlage, Sitzheizung, Energieverbrauch und Navigation direkt steuern.
Das macht zum Beispiel Google Maps deutlich intelligenter als bei Android Auto:
- Es nutzt Fahrzeugdaten (z.B. Batteriestand) für die Routenplanung
- Schlägt intelligent Ladestopps oder Tankstellen vor
- Kann Informationen gleichzeitig auf mehreren Bildschirmen anzeigen (z.B. Fahrer- und Beifahrerdisplays)
OEMs wie Volvo, Polestar, Renault, VW, BMW und viele mehr setzen auf AAOS. Ein entscheidender Vorteil ist, dass die Hersteller trotz Android-Basis ihre eigene Design-DNA beibehalten. Das Volvo-Infotainment sieht immer noch nach Volvo aus, nur eben intelligenter. Möglich machen das OEM-Templates und UI-Frameworks, die es den Herstellern erlauben, ihre eigenen Styles über das Android-Framework zu legen.
Damit wird AAOS zu einem der wichtigsten Zukunftssysteme im Automobilbereich. Es bietet nahtlose Integration ohne Smartphone, volle Designfreiheit für die Hersteller und ein wachsendes Ökosystem aus nativen Apps, Over-the-Air-Updates und optionalen Google-Diensten (GAS).
👉 Weiterführende Lektüre: Android Automotive erklärt – Warum das Betriebssystem das Auto neu denkt
4. Apple CarPlay – iOS-Mirroring für iPhone-Nutzer
Apple CarPlay ist das Gegenstück zu Android Auto und funktioniert nach demselben Prinzip: Das Smartphone wird verbunden und eine spezielle iOS-Oberfläche wird auf das Fahrzeugdisplay gespiegelt.
Die Verbindung erfolgt per USB oder Bluetooth. Vertraute iOS-Apps wie Apple Maps, Music, Podcasts und News erscheinen dann im gewohnten CarPlay-Design. Die Steuerung ist intuitiv und erfolgt über den Touchscreen, Lenkradtasten oder den Sprachassistenten Siri.
Vorteile:
- Nahtlos ins Apple-Ökosystem integriert
- Vertrautes iOS-Erlebnis: Icons, Sprachsteuerung, Bedienlogik wie auf dem iPhone
- Datenschutz und Sicherheit: Apple betont Privacy als zentralen Markenwert
Nachteile:
- Begrenzte Integration: CarPlay bleibt ein Smartphone-Spiegel
- Kein Zugriff auf Fahrzeugfunktionen
- Einheitliches Erscheinungsbild: OEMs haben wenig Einfluss auf das Design
Insgesamt bietet CarPlay ein komfortables, stabiles Erlebnis für iPhone-Nutzer. Es bleibt jedoch eine Erweiterung des Smartphones – nicht Teil der Fahrzeugsoftware.
5. Apple CarPlay Ultra – Apples Vision eines vollintegrierten Cockpits
Mit CarPlay Ultra verfolgt Apple einen ähnlichen Ansatz wie Google mit AAOS, allerdings noch konsequenter. Statt nur das Smartphone zu spiegeln, übernimmt CarPlay Ultra die gesamte Benutzeroberfläche des Fahrzeugs.
Was ist neu:
- Mehrere Displays: CarPlay Ultra kann Inhalte auf allen Bildschirmen im Auto darstellen, vom Kombiinstrument bis zum Beifahrerbildschirm
- Tiefe Fahrzeugintegration: Zugriff auf Daten wie Geschwindigkeit, Tankfüllstand und Klimasteuerung
- Einheitliches Design: Apple bestimmt Look and Feel
CarPlay Ultra ist derzeit nur in einigen Aston-Martin-Modellen in den USA und Kanada verfügbar. Andere OEMs zeigen Interesse, doch viele zögern, weil CarPlay Ultra bedeutet, einen Teil ihrer Markenidentität aufzugeben. Während AAOS Anpassungen erlaubt, übernimmt Apple die vollständige Kontrolle über das Design.
6. Fazit: Android Automotive OS setzt sich durch – CarPlay wird zur Option
Android Automotive OS hat sich als Betriebssystem in Autos etabliert und wird laut Gartner bis 2028 in über 80% der Neuwagen verbaut sein. Viele Fahrzeuge mit AAOS unterstützen weiterhin Apple CarPlay, doch dieses läuft nun nur noch als App auf Googles Plattform.
Die entscheidende Frage ist daher nicht mehr, ob CarPlay verfügbar ist, sondern wie oft Fahrer es noch nutzen, wenn das native System längst alles integriert bietet. Für Unternehmen wie Aximote eröffnet dieser Wandel enormes Innovationspotenzial: Die Kombination aus AAOS, datengetriebenen Services und skalierbarer Architektur ermöglicht neue Formen von Mobility Intelligence – direkt im Fahrzeug.